Loslassen - im Wandel Neues entstehen lassen

Der Herbst kommt in großen Schritten – eine Jahreszeit, in der die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken. Doch der Herbst bringt auch eine prachtvolle Farbenvielfalt und eine ganz besondere Wärme mit sich. Ein Blick nach draußen zeigt, wie die grünen Blätter sich in leuchtendes Rot, Orange und Goldgelb verwandeln – ein Anblick, der immer wieder wie ein kleines Wunder wirkt.

Was fühlst Du, wenn die ersten Blätter zu Boden fallen und die Tage kürzer werden? Spürst Du auch diese leise Melancholie, die in der Luft liegt, als würde der Sommer Abschied nehmen? Diese Stimmung erinnert mich daran, dass alles im Leben vergänglich ist, auch die eigene Vergänglichkeit wird mir in solchen Momenten bewusst. Vielleicht mag es Dir ähnlich gehen? Gerade dieses Bewusstsein kann uns helfen, das Leben als wertvolles Geschenk zu schätzen und die kleinen Dinge nicht als selbstverständlich zu betrachten. Ohne diese Achtsamkeit erkennen wir oft erst, wie kostbar etwas war, wenn es bereits vergangen ist.

Die Bäume lassen ihre Blätter los, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Sie verabschieden sich von einem Teil von sich selbst, den sie nun nicht mehr benötigen, um Platz für Neues zu schaffen. Sie vertrauen auf den natürlichen Rhythmus der Natur, die sich stetig verändert.

Wandel bedeutet immer auch, etwas loszulassen, um Neues willkommen zu heißen. Vielleicht kann uns das als Inspiration dienen, um uns selbst zu fragen: Was in meinem Leben bin ich bereit, loszulassen? Und was darf Neues entstehen?

Loslassen bedeutet für mich, in Frieden mit dem zu kommen, was ich gehen lassen möchte. Vielleicht noch viel wichtiger: In Frieden mit jenem Teil von mir zu kommen, der daran festhält. Ihm zuzuhören, um zu erkennen, was er wirklich braucht.

Nur im Frieden und im Vertrauen kann ich loslassen. Im Widerstand wird das Loslassen schwer, beinahe unmöglich.

Vertrauen ist der Schlüssel – das Vertrauen darauf, dass die Leere, die durch das Loslassen entsteht, gleichzeitig ein Raum für Wachstum und Veränderung sein kann. Dass ich diesen Raum selbst als solchen erkennen und in mir für das Neue halten kann. Hier geht es oftmals darum, in kleinen Schritten vorzugehen und sich selbst die Zeit dafür zu geben, die es braucht. Jeder kleinen Schritt ist ein wertvoller Schritt auf dem eigenen Weg.

Loslassen kann ein schmerzvoller Prozess sein, doch zugleich liegt so viel Potenzial darin, uns selbst auf neue Art und Weise zu entdecken. Vielleicht neue Seiten von uns zu sehen, die schon immer tief in uns waren, denen wir bisher keinen Raum geben konnten, weil wir damit beschäftigt waren, ihn für so viel anderes zu halten.

Im Leben gibt es immer wieder Abschnitte, die von diesem Prozess des Loslassens und des Öffnens für Neues geprägt sind. Genau darin liegt die Chance für Wachstum.

Vielleicht fragst Du Dich: Wie gelingt mir das Loslassen? Was halte ich fest, das mir nicht mehr dient? Und welche Teile meiner Vergangenheit oder meiner Erfahrungen möchte ich in mein Leben integrieren? Manchmal erfordert es Mut, sich diese Fragen authentisch zu stellen, doch Bewusstsein und Klarheit darüber zu erlangen, ist oftmals ein wichtiger Grundstein, um sich von alten Überzeugungen oder Mustern zu lösen. Aber ebenso wichtig ist es, die Lehren aus diesen Erfahrungen anzunehmen. Was bin ich bereit, loszulassen, um Raum für Neues zu schaffen? Und wie kann ich das, was ich erlebt habe, in mein Leben integrieren, um gestärkt daraus hervorzugehen?

Der Prozess des Loslassens ist immer auch ein Prozess des Annehmens. Loslassen und Annehmen gehören zusammen. Das Loslassen kann uns dazu einladen, uns für neue Erfahrungen zu öffnen. Wie es die Bäume ebenfalls tun - sich dem Wandel des Lebens hinzugeben, im Vertrauen darauf, dass zur richtigen Zeit gehen darf, was gehen möchte und daraus Neues entstehen darf, wenn wir uns dafür öffnen.

Ich hoffe, Du hattest eine gute Zeit und Freude beim Lesen. Vielleicht konntest Du eine Inspiration daraus für Dich mitnehmen. Es sind meine persönlichen Gedanken zum Thema. Vermutlich hast Du Deine ganz eigene Sichtweise darauf. Teile sie gerne, wenn Du magst.

Alles Liebe


Hier findest Du den Text nochmal zum Download als PDF. Ich wünsche Dir viel Freude damit.

Das seelenkreative, intuitive Malen als Schlüssel zu mir selbst

Das seelenkreative Malen ist eine sanfte Einladung, sich selbst (wieder) näherzukommen und in die eigene innere Welt einzutauchen. Es eröffnet einen Raum, in dem der Moment, so wie er ist, willkommen ist. Es kann darum gehen, bei sich selbst anzukommen, bewusst zu spüren und am Ende mit neuer Klarheit und innerer Stärke hervorzugehen. Dieser kreative Prozess hat keinen Anspruch auf ein bestimmtes Ergebnis – es geht nicht darum, ein "perfektes" Bild zu erschaffen, sondern sich von Erwartungen zu befreien.

Oft sind es unsere inneren Erwartungen, die Druck und Urteile über ein Werk formen. Doch im intuitiven Malen darf dieser Leistungsdruck losgelassen werden. Es gibt kein "richtig" oder "falsch". Vielmehr geht es darum, zu erspüren, was das Bild im Moment braucht, um in Balance zu sein, und zu fühlen, was ich brauche, um dem Ausdruck Raum zu geben – sowohl auf dem Blatt als auch in mir selbst.

Was zählt, ist das Erleben des gegenwärtigen Moments und der Prozess des Malens. Alles, was in uns ist, kann in Farben und Formen Ausdruck finden. Andersherum können Farben und Formen auf unser Inneres eine bestärkende Wirkung entfalten, uns auf diese Art und Weise in Balance bringen. Das Loslassen von Bewertungen ist dabei befreiend und ermöglicht es uns, in einen Zustand des "Seins" einzutauchen, anstatt uns auf das "Tun" oder das Ergebnis zu fokussieren.

Loslassen - In Verbindung mit sich selbst treten

Loslassen hat etwas zutiefst Verbindendes. Es bringt uns in Kontakt mit uns selbst, jenseits von Kontrolle und Erwartungen. Oft gehen wir am Anfang mit dem Kopf an das Malen heran, aber wenn wir loslassen, geschieht etwas Wundervolles: Wir begegnen uns selbst mit Offenheit und Akzeptanz. Loslassen befreit uns von dem Zwang, etwas Bestimmtes erreichen zu müssen, und schenkt uns den Raum, einfach zu sein. Dieses Loslassen ist zugleich eine Form des Vertrauens – Vertrauen in den kreativen Prozess und das eigene Empfinden. Es ermöglicht uns, uns in all unseren Facetten zu erleben und uns so zu akzeptieren, wie wir sind. In dieser Akzeptanz liegt große Freiheit, die uns näher zu uns selbst bringt. Ich erinnere mich gut daran, dass das Loslassen für mich anfangs mit Übung und Geduld verbunden war. Doch je mehr ich es zulassen konnte, desto mehr öffnete sich der Raum für eine tiefe Verbindung zu mir selbst. Loslassen ist kein Kontrollverlust, sondern eine bewusste Hingabe, die uns tiefer in den Moment führt und uns die Freiheit schenkt, mit dem, was entsteht, in Resonanz zu treten.

Der Halt im Prozess

Loslassen erfordert Vertrauen – in den Prozess und das eigene Empfinden. Eine wunderbare Erfahrung, die ich dabei immer wieder mache, ist, dass Loslassen interessanterweise Halt gibt. Farben, Formen und Texturen können in diesem Prozess etwas Stabilisierendes und Haltgebendes vermitteln. Sie schenken uns durch ihre Wirkung ein Gefühl von Sicherheit. 

Das Material als Unterstützung

Auch die Wahl des Materials spielt eine wichtige Rolle darin, wie wir uns beim Malen fühlen. Oft wählen wir intuitiv genau das, was wir in dem Moment am meisten brauchen, auch wenn wir dies nicht bewusst steuern. Unsere innere Stimme zeigt uns, was uns guttut – wir dürfen uns darauf verlassen. Festere Stifte wie Kreiden oder Buntstifte haben eine erdende Wirkung. Sie bieten uns die Möglichkeit, Kraft und Stabilität zu spüren, während wir die Farben fest aufs Papier drücken. Wir erleben den Widerstand des Materials und spüren unsere eigene Kraft. Aquarell- und Wasserfarben hingegen bringen Leichtigkeit mit sich – sie fließen sanft und können uns in einen Fluss bringen. Die Wahl des Mediums kann einen wichtigen Unterschied machen.

Malen ohne Erwartung

Das Schöne am seelenkreativen Malen ist, dass es frei von Erwartungen ist. Es schafft einen Raum, um so zu sein, wie man im Moment ist, mit allem, was einen beschäftigt. Es darf spielerisch erkundet werden, immer im Einklang mit dem eigenen Spüren und in Verbindung mit sich selbst.

Wenn ich Auftragsarbeiten für Kunden anfertige, ist der Prozess anders. Hier gibt es bestimmte Erwartungen und Vorgaben, die beachtet werden müssen. Diese Arbeit ist ebenfalls wertvoll und meditativ, aber sie hat einen anderen Fokus. Hier steht die Technik im Vordergrund – was soll das Bild ausdrücken, wie soll es am Ende aussehen? Diese Arbeit ist mehr von äußeren Anforderungen geprägt, doch auch hier bleibt immer eine innere Verbindung, ein Einfühlen in das Werk. Nur wenn ich mich authentisch einlasse, kann ich ein Bild erschaffen, das wirklich berührt. Auch wenn es Vorgaben gibt, fließt immer ein Teil von mir in das Werk ein – so wird es lebendig und persönlich.

Wie ich das Malen für mich entdeckte

Meine Leidenschaft für das Malen entdeckte ich recht früh. Als ich zum ersten Mal in einem Museum stand – ich war noch ein Kind – war ich fasziniert von den meterhohen Bildern. Ich konnte stundenlang vor einem Bild verweilen, ohne jemals Langeweile zu empfinden. Bis heute hat sich daran nichts geändert.

Das Betrachten von Bildern, besonders von alten Meisterwerken, hat für mich etwas Ehrfurchtgebietendes. Es ist, als ob die Seelen der Künstler in den Bildern weiterleben. Diese Verbindung über Zeit und Raum zeigt mir, dass Kunst zutiefst menschlich ist. Manche Bilder resonieren stärker mit uns als andere – das ist individuell verschieden. Doch wenn uns ein Bild berührt, erkennen wir vielleicht auch ein Stück von uns selbst darin. Als ich Kunstgeschichte studierte, lernte ich, Bilder aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Doch das akademische Umfeld erfüllte mich nicht ganz. Es war mir zu viel Wissenschaft – zu wenig Gefühl. Irgendwann konnte ich das Bedürfnis, selbst zu malen, nicht länger ignorieren. Ich wollte die Erfahrung machen, wie es sich anfühlt, zu malen, anstatt nur Betrachterin zu sein. Diese eigenen Erfahrungen erwiesen sich für mich als wertvoller Schlüssel, um Kunst tiefer zu verstehen. Letztendlich brachte es mich zum intuitiven Malen, in dem ich eine ganz neue Seite der Kunst entdeckte, die mir zugleich sehr vertraut war. Kunst kann so vieles in uns bewirken – sie kann verbinden und gleichzeitig auf eine wohltuende Art in jedem von uns etwas bewirken. Für mich ist das wie Magie. Die letzten Monate hatte ich das Privileg, von einer wundervollen Kunsttherapeutin lernen zu dürfen. Ihre Arbeit schätze ich sehr, und die Ausbildung bei ihr, in der ich lerne, seelenkreative Räume zu halten, ist eine große Bereicherung.

Ein Schlüssel zur inneren Welt

Das seelenkreative Malen ist für mich wie ein Schlüssel zu einer verborgenen Welt. Es eröffnet mir einen Raum, in den ich eintauchen kann – in dem alles andere in den Hintergrund tritt und ich ganz bei mir bin. Dieser Moment, in dem ich mir selbst genug bin, ist eine tiefe Form der Selbstakzeptanz. Das kreative Arbeiten führt zu einem achtsamen Erleben und einer inneren Ruhe, die heilsam wirken kann. Es ist eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken, die vielleicht lange verborgen waren, und sich selbst neu zu entdecken. Es berührt mich tief, zu sehen, wie Menschen am Ende ihres kreativen Prozesses auf ihr Bild blicken und nicht nur das Bild, sondern auch etwas in ihrem Inneren neu entdecken. Oft sind es Gefühle von Stolz, Freude oder Erleichterung, die das Malen auslöst. Ich empfinde es als großes Geschenk, diesen Prozess begleiten zu dürfen. 

Es ist herzergreifend, wie überrascht Menschen oft sind, wenn sie sehen, dass sie aus dem Nichts etwas erschaffen haben. Oft ist dieses Erfolgserlebnis allein schon eine große Bereicherung. Darüber hinaus ist das entstandene Werk immer etwas sehr Persönliches. Emil Nolde sagte nicht ohne Grund: "Bilder sind spirituelle Wesen. Die Seele des Malers lebt in ihnen." Genau das erlebe ich immer wieder in meiner Arbeit.

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